Images and Words ist das zweite Studioalbum der US-amerikanischen Progressive-Metal-Band Dream Theater und wurde am 7. Juli 1992 via Atco Records veröffentlicht. Weiter handelt es sich um die Premiere mit dem aktuellen Sänger James LaBrie und zugleich um das meistbeachtete und (bis zur Veröffentlichung von Distance Over Time im Jahr 2019) kommerziell erfolgreichste Album (mit dem bisher einzigen Top-10-Hit) der Band. Images and Words gilt als Meilenstein des Progressive Metal und verhalf diesem Genre zu erneuter Popularität.

Entstehung

Nach dem kommerziellen Misserfolg des Debütalbums When Dream and Day Unite (1989) aufgrund fehlender Unterstützung durch die Plattenfirma Mechanic Records, einer Tochterfirma von MCA, blieb auch die nachfolgende, aus lediglich fünf(!) Konzerten bestehende Tournee weit hinter den Ambitionen der Band zurück. Darüber hinaus offenbarten sich künstlerische Differenzen mit dem damaligen Sänger Charlie Dominici, der nicht wirklich zum Musikstil von Dream Theater zu passen schien und im November 1989 schließlich entlassen wurde. Darüber äußert sich Dominici in einem späteren Interview:

Im Rahmen der Vocal Auditions testete man während beinahe anderthalb Jahren erfolglos knapp 200 potenzielle Kandidaten (darunter u. a. John Arch). Während dieser Zeit spielte die Band gelegentliche Konzerte als instrumentales Quartett und engagierte einen Sänger namens Steve Stone, der nach seiner misslungenen Premiere gleich wieder gefeuert wurde. John Petrucci erinnert sich:

Als Kevin James LaBrie, der damals noch der kanadischen Glam-Metal-Band Winter Rose angehörte, der Gruppe sein Bewerbungsband einreichte und daraufhin in New York zum Vorsingen eingeladen wurde, war man auf Anhieb begeistert und bot ihm kurze Zeit später die vakante Position des Sängers an. Über die 45-minütige Jam-Session mit LaBrie berichtet Mike Portnoy:

Und James LaBrie erinnert sich an die damalige Situation:

Auf die Frage, wann er realisiert habe, dass LaBrie der Richtige für die Band sei, ob während oder nach den Aufnahmen von Images and Words?, meint Petrucci rückblickend:

Mit James LaBrie als neuem Sänger wurde ebenso ein neuer Vertrag über acht Alben mit der Plattenfirma Atco Records unterzeichnet und wenig später mit den Aufnahmen des Albums Images and Words begonnen. Zuvor musste die Band nach Angaben von Mike Portnoy jedoch „viel Geld“ bezahlen, um sich aus dem zuvor mit Mechanic Records geschlossenen Vertrag wieder herauszukaufen:

Aufnahme/Produktion

Die Aufnahmen von Images and Words fanden von Oktober bis Dezember 1991 in den ländlich gelegenen Bear Tracks Studios (NY) von Jay Beckenstein sowie in The Hit Factory in New York City statt. Zu diesem Zeitpunkt waren die meisten der auf dem Album veröffentlichten Lieder (z. B. Take the Time, Metropolis – Part I The Miracle and the Sleeper, Learning to Live sowie das erst im Jahr 1995 verwendete A Change of Seasons) bereits geschrieben, sodass James LaBrie bei keinem der Stücke als direkter Autor angegeben wurde. Die Produktion des Albums war mit teilweise gravierenden Spannungen verbunden, da insbesondere Mike Portnoy und Kevin Moore wiederholt mit dem von der Plattenfirma eingesetzten und als exzentrisch geltenden Produzenten David Prater aneinandergerieten und es dabei beinahe zu Handgreiflichkeiten sowie ernsthaften Zwischenfällen, wie z. B. dem Ausschluss der Band aus dem Studio, kam. Darüber berichtet James LaBrie:

und Petrucci ergänzt:

Konkret wurde u. a. der Snare- und Bass-Drum-Sound des Schlagzeugs gegen Portnoys Willen getriggert und die ursprüngliche Spieldynamik damit verfälscht. Dazu äußert sich Mike Portnoy wie folgt:

Weiter wurden Petruccis Gitarren-Riff bei Learning to Live im finalen Mix mit voller Lautstärke eingesetzt statt – wie ursprünglich vorgesehen – allmählich eingeblendet und darüber hinaus weitere Details ohne Rücksprache mit der Band verändert. Als wesentlichster Eingriff seitens der Plattenfirma dürfte jedoch die Kürzung der von Dream Theater ursprünglich als Doppelalbum konzipierten CD angesehen werden, wodurch mehrere Songs weggelassen und durch teilweise kommerziellere Stücke ersetzt wurden (ein Umstand der sich fünf Jahre später während der Entstehung des vierten Albums Falling Into Infinity wiederholen würde). Darüber erzählt Portnoy:

Die erwähnten, auf Images and Words nicht enthaltenen Lieder don’t Look Past Me und To Live Forever wurden im Jahr 2005 auf dem offiziellen Bootleg Images and Words: Demos 1989–1991 via YtseJam Records veröffentlicht, A Change of Seasons sogar komplett neu (mit Derek Sherinian als Keyboarder) aufgenommen und als gleichnamige EP (1995) herausgebracht (siehe Veröffentlichungen). Über die Entstehung des Albums und die damaligen Umstände äußert sich John Petrucci im Rahmen der Video-Dokumentation zur Images, Words & Beyond 25th Anniversary Tour (2017) wie folgt:

Und weiter erzählt er, die Band habe zwei Wochen vor der Veröffentlichung von Images and Words noch immer kein Management gehabt und man habe kurzerhand einen Freund für diese Aufgabe angefragt. Als das Album schließlich herausgekommen sei und man mit der Unterstützung durch die neue Plattenfirma Atco Records zu touren begonnen habe, sei die Gruppe zunächst in einem selbst gefahrenen Kleinbus quer durch Amerika gereist und habe in kleinen Clubs gespielt. Nachdem das Lied Pull Me Under dann aber total unerwartet zu einem wahrhaftigen Rock-Radio-Hit geworden sei und Dream Theater dadurch zunehmend an Popularität gewonnen habe, habe sich die Möglichkeit ergeben, fortan auch international auf Tour zu gehen. Weiter seien die Songs der Band nun regelmäßig im Radio gespielt worden und man habe sogar ein Musikvideo drehen können, welches u. a. in der Sendung Headbanger’s Ball auf MTV gezeigt worden sei. Auch sei man unterdessen in einem richtigen Tourbus herumgefahren worden und habe nur noch ausverkaufte Konzerte gespielt, sei nach Japan und Europa gereist usw. – jedoch habe all das nur deshalb begonnen, weil dieser Song damals zum richtigen Zeitpunkt eingeschlagen habe.

Auf die Frage, ob er und seine Bandkollegen während des Aufnahmeprozesses das Gefühl hatten, dass Images and Words sich als so wichtiges Album für sie herausstellen würde, antwortet Petrucci:

Albumcover

Nach Angaben von Portnoy in den FAQ seiner offiziellen Website sei das Albumcover von Images and Words sowie das des nachfolgenden Studioalbums Awake (1994) gemeinsam mit der ganzen Band entworfen worden:

Titelliste

Passend zum Albumtitel werden die Credits im CD-Booklet von Images and Words von der Band originellerweise als Images (= Musik) und Words (= Text) angegeben:

Arbeitstitel
Üblicherweise verwenden Dream Theater beim Komponieren ihrer Stücke ein sogenanntes „Chart-System“ und geben den einzelnen Songteilen zwecks besserer Erinnerung originelle Namen (crazy references). Auch erhalten die meisten Lieder zunächst Arbeitstitel, bevor sie dann neu benannt und in eine im Rahmen des Albums sinnhafte Reihenfolge gebracht werden. Für einzelne Songs von Images and Words wählte die Band laut Mike Portnoy zunächst die folgenden Arbeitstitel:

Personal

Band

  • James LaBrie – Lead- und Background-Gesang
  • Kevin Moore – Keyboards
  • John Myung – Bass
  • John Petrucci – Gitarre
  • Mike Portnoy – Schlagzeug, Perkussion

Gastmusiker

  • Jay Beckenstein – Sopransaxophon bei Another Day

Produktion

  • David Prater – Produktion
  • Doug Oberkircher – Tontechnik, BearTracks Studio, Suffern / NY
  • Steve Regina – Tontechnik (Assistenz)
  • David Prater & Doug Oberkircher – Abmischung
  • Derek Oliver – A & R
  • Ted Jensen – Mastering, Sterling Sound / NYC
  • Larry Freemantle – Artdirektor
  • Dan Muro – Fotos

Veröffentlichungen/Tourneen

Das Studioalbum Images and Words wurde am 30. Juni 1992 veröffentlicht. Nach einigen Pre-Shows in den Jahren 1990 (ohne James LaBrie) und 1992 (mit James LaBrie) folgte eine zweiteilige Welttournee mit den Bezeichnungen Images and Tour (120 Konzerte) bzw. Music in Progress (73 Konzerte), welche die Band zwischen September 1992 und November 1993 erfolgreich durch Amerika, Japan und Europa führte.

Auf einigen Europa-Konzerten der Chaos-in Motion-Tour (2007/08) wurde das Album Images and Words anlässlich seines 15. Jahrestages in voller Länge gespielt. Des Weiteren wurde es auf der Images, Words & Beyond Tour (2017) anlässlich seines 25. Jubiläums jeweils in der zweiten Konzerthälfte komplett (inklusive A Change Of Seasons, dem ursprünglich geplanten Schlussstück des Albums, als Zugabe) sowie mit retrospektiven Kommentaren von Sänger James LaBrie präsentiert.

Official Bootleg: Images and Words: Demos 1989–1991

Über das damalige bandeigene Label Ytsejam Records wurde im Jahr 2005 im Rahmen der „Demo Series“ eine Doppel-CD mit dem Titel Images and Words: Demos 1989–1991 herausgebracht, welche die Entstehung des Albums Images and Words anhand diverser Demoaufnahmen aus den Jahren 1989–1991 dokumentiert. Diese enthält u. a. Lieder wie don’t Look Past Me oder To Live Forever, die teilweise auch mit anderen Sängern wie John Hendricks (2×) sowie Steve Stone und Chris Cintron (je 1×) aufgenommen wurden, es letztlich aber nicht aufs Album schafften. Die Wiederveröffentlichung erfolgte über InsideOut im Jahr 2022.

Anmerkungen zu den einzelnen Liedern

Pull Me Under

Das eher traditionell gestaltete Eröffnungslied Pull Me Under wurde 1992 als Lead Single ausgekoppelt und endet völlig abrupt bei 8 Minuten und 11 Sekunden. Der abrupte Schluss des Stücks sei laut Portnoy eine Referenz zu I Want You (She’s So Heavy) der Beatles vom Album Abbey Road (1969). Der von Kevin Moore geschriebene Text enthält Bezüge zu William Shakespeares Tragödie Hamlet, wobei kurz vor Schluss des Songs (bei 7:49) mit den Worten O that this too, too solid flesh would melt. (Akt 1, Szene 2) sogar ein direktes Zitat verwendet wird.

Pull Me Under steht weitgehend in der Tonart e-Moll und ist durchgehend im gemäßigten Tempo Viertel = 102 (Moderate rock) sowie im geraden 4/4-Takt gehalten, was dem Song einen gewichtigen Groove verleiht. Auffallend ist u. a. der zweimalige Taktwechsel (11/8) vor dem jeweiligen Chorus, was den ansonsten gleichmäßigen Duktus durch kleinere Asymmetrien bricht. Im Rahmen der zweiminütigen instrumentalen Einleitung wird zunächst während insgesamt 51 Takten mittels instrumentaler und rhythmischer Verdichtung allmählich Spannung aufgebaut, ehe der Gesang einsteigt und damit die eigentliche Handlung des Songs beginnt. Ab dem Interlude 1 folgt via 2. Strophe und Pre-Chorus 2 ein sukzessiver Beschleunigungsprozess, der in der nachfolgenden Überleitung zum Chorus 1 wieder aufs ursprüngliche Zeitmaß zurückgenommen wird. Im Rahmen der instrumentalen Rückleitung zum Verse 3 erklingt zunächst ein aggressives Gitarren-Riff, was auch die variierte 3. Strophe atmosphärisch beeinflusst. Das zweiteilige Interlude 2 mit integrierter Überleitung führt diesmal ohne Beschleunigung zum Chorus 2, jedoch kommt die Bewegung zu Beginn der anschließenden Solosektion zunächst quasi zum Stillstand, so dass sich – vergleichbar mit dem Intro des Liedes – bis zum Doppel-Refrain (Chorus 3 4) alles nochmals von neuem aufbauen muss. Das Outro ist mit insgesamt 26 Takten wieder verhältnismäßig lange und überrascht mit ihrem unkonventionellen Schluss. Nachfolgend eine formale Analyse:

Da Pull Me Under im Radio sowie bei MTV gespielt wurde, landete die Band ihren ersten (und bisher einzigen) Top-10-Hit in den Billboards Hot Mainstream Rock Tracks. Das gleichnamige Musikvideo entstand unter der Regie von David Roth. Weiterer Erfolg stellte sich auch im Jahr 2008 ein, als der Song im beliebten Videospiel Guitar Hero World Tour verwendet wurde. Dessen Beschreibung im Fan-Forum lautet:

Auf die Frage, wie er selbst zum Erfolg von Pull Me Under stehe, äußert Mike Portnoy durchaus ambivalent:

In einem Interview mit dem deutschen Fachmagazin Gitarre & Bass erzählt John Petrucci:

Und auf die Frage, ob Pull Me Under der wichtigste Song in der Karriere von Dream Theater sei, antwortet er:

In einem anderen Interview mit Ultimate Guitar antwortet Petrucci auf die Frage, welchen Song er am wenigsten gerne live spiele… (offensichtlich sei es nicht Pull Me Under):

Another Day

Bei Another Day handelt es sich um eine balladenartige Komposition, auf welchem der Saxophonist Jay Beckenstein als Gastmusiker zu hören ist. Der von John Petrucci verfasste Text handelt von seinem Vater, bei dem Krebs diagnostiziert wurde. John Petrucci Sr. war auch einige Jahre später nochmals Thema beim Lied Take Away My Pain vom Album Falling into Infinity (1997), wo der Gitarrist schließlich dessen Tod verarbeitete.

Das Lied Another Day wurde als zweite Single ausgekoppelt und erreichte Platz 29 der US-amerikanischen Mainstream-Rockcharts. Wie bei Pull Me Under produzierte man in der Folge auch ein Musikvideo, diesmal unter der Regie von Chris Painter (bekannt durch seine Arbeit an Videoclips für Queensryche, vor allem für deren Album Operation: Mindcrime), das weitgehend dem Songtext folgt und einen Vater und seinen Sohn zeigt, die Zeit miteinander verbringen. Im Hintergrund sind MRI-Scans sichtbar, welche an das Krebsthema erinnern. Obwohl Another Day damals unter dem Einfluss der Plattenfirma und von der Band nachträglich komponiert wurde, um als gefällige Ballade im langsamen Tempo Viertel = 69 (Slowly) ein potentieller Hit zu werden, konnte sich das Lied im Mainstream nie wirklich durchsetzen (und auch das gleichnamige Video wurde nicht von MTV gezeigt). Nachfolgend eine formale Analyse:

Take the Time

Take the Time wurde als letztes Lied aus Images and Words ausgekoppelt und ebenfalls mit einem von Chris Painter gedrehten Video promotet. Im Gegensatz zu Pull Me Under und Another Day erschien die Single jedoch erst im Jahr 1993 und erreichte Platz 22 der US Mainstream-Rockcharts. Abgesehen davon handelt es sich um den bisher einzigen Song, der Texte aller Bandmitglieder enthält, wie Mike Portnoy erklärt:

Auch finden sich in Take the Time zahlreiche Metaphern, was bei der Analyse durchaus etwas entmutigend sein kann. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass das Stück autobiografisch ist, insbesondere in Bezug auf die eher schwierige Zeit seit When Dream and Day Unite (1989) und die zahlreichen Kämpfe der Band. So bezieht sich die Textzeile I need a new voice, a new law, a new way wohl auf die Suche nach einem neuen Sänger, einer neuen Plattenfirma sowie nach einem neuen Weg für die Zukunft, oder Go back to square one / I think it’s time for a change auf die Tatsache, dass die Band damals quasi nochmals von vorne beginnen musste.

Darüber hinaus werden im Intro von Take the Time (ab 1:08) mehrere Samples verwendet: So z. B. Kurtis Blows Christmas Rappin’ (Hold it now) aus dem Jahr 1980, Frank Zappas Dancin Fool (Wait a minute") von 1979 und Public Enemys Power to the People (Come on) aus dem Jahr 1990. Im Rahmen der Bridge des Songs erscheint (bei 3:44) zudem ein Zitat aus Giuseppe Tornatores weltbekanntem Film Cinema Paradiso: „Ora che ho perso la vista, ci vedo di più“ (Jetzt, wo ich mein Augenlicht verloren habe, sehe ich mehr davon.), welches kurz zuvor von James LaBrie mit den Worten I see clearer now, I’m blind gesungen bzw. paraphrasiert wurde. Nachfolgend eine formale Analyse:

Surrounded

Surrounded gilt als spirituell geprägtes Lied und ist geprägt von seinen beiden langsamen Rahmenteilen (Prolog / Epilog) im Tempo Viertel = 66, inmitten deren das Metrum zwischen dem geraden 4/4-Takt und dem metrisch variablen 9/8 sowie gelegentlich zwischen dem gemäßigten Grundtempo Viertel = 84 und seinem Double-time Tempo hin und her pendelt. Die Bedeutung von Moores Text gab der Fangemeinde seit jeher Rätsel auf. Offenbar war das Stück Arthur Ashe, dem ersten großen afroamerikanischen Tennisspieler, der tragischerweise an AIDS starb, gewidmet, wodurch Surrounded eine gewisse Verbindung zu Learning to Live hätte. Live-Performances des Songs wichen mit Portnoy als Schlagzeuger oft stark von der Albumversion ab und enthielten teilweise längere, atmosphärische Soli von Gitarre und Keyboard bzw. Keytar, was die Spieldauer gelegentlich auf bis zu 15 Minuten erweitert (z. B. auf Chaos in Motion). Gelegentlich integriert die Band aber auch Zitate, wie z. B. den Song Sugar Mice von Marillion (wobei LaBrie sogar einige Textzeilen daraus singt) oder Mother von Pink Floyd (während Petruccis Gitarrensolo). Nachfolgend eine formale Analyse:

Metropolis – Part I The Miracle and the Sleeper

Metropolis zählt zu den progressivsten Stücken von Dream Theater und zugleich zu den härteren Songs auf Images and Words und ist u. a. für seine rund vierminütige Instrumentalsektion (4:18 bis 8:05) mit Schlagzeug- und Bass-Solo bekannt, die zu den komplexesten und am schwierigsten zu spielenden Passagen gehört, welche die Band zum damaligen Zeitpunkt komponiert und aufgeführt hatte. Dieser Abschnitt enthält insgesamt 51 Takt- sowie 3 Tempowechsel, wobei folgende Taktarten verwendet werden: 13/8, 7/4, 3/4, 6/8, 4/4, 9/8, 18/16, 7/8, 1/4, 2/4, 12/16, 9/16, 5/16, 7/16, 3/16, 10/16. Metropolis gliedert sich in mehrere Abschnitte unterschiedlichen Charakters und wurde komponiert, als Charlie Dominici noch in der Band war. Auch wurde das beliebte Stück im Jahr 1989 bei nahezu jedem Konzert gespielt – auch wenn die damalige Version ein anderes Intro sowie ein leicht kürzeres Outro besaß. Nachfolgend eine formale Analyse:

Die Bedeutung der von John Petrucci verfassten Texte zu Metropolis wurde innerhalb der Fangemeinde seit jeher kontrovers diskutiert bzw. analysiert. Eine beliebte und zugleich umstrittene These besagt, dass Metropolis – Part I ursprünglich auf die Gründung Roms (Metropolis) und die Geschichte von Romulus und Remus, den beiden rivalisierenden Brüdern aus der Römischen Mythologie Bezug nehmen sollte. Dream Theater hielten sich hingegen stets mit genaueren Deutungen zurück. Offenbar soll das Stück auf einer nicht näher bekannten Dokumentation basieren, die Petrucci im TV gesehen hat. Die Veröffentlichung des späteren Konzeptalbums Metropolis Pt. 2: Scenes from a Memory (1999) komplizierte die Situation noch dadurch, dass es sowohl textlich als auch musikalisch direkt an den Vorgänger anknüpft, die Handlung von Metropolis – Part I jedoch nicht definitiv zu erklären schien. Eine Weiterentwicklung des Songs Metropolis – Part I “The Miracle and the Sleeper” war seitens der Band ursprünglich nicht vorgesehen und die Bezeichnung “Part I” dem Songtitel von John Petrucci lediglich aus Spaß hinzugefügt worden. Dazu erklärt Mike Portnoy:

Wie Pull Me Under gehört auch Metropolis zu den beliebtesten Live-Stücken von Dream Theater und wird sehr häufig sowie in unterschiedlichen Varianten, u. a. mit erweiterten Soloteilen, bei Konzerten gespielt. Auf die Frage, welches Lied von Images and Words er am liebsten spiele, nachdem er das Album bereits oftmals komplett aufgeführt habe, antwortet Petrucci:

Under a Glass Moon

Obwohl Under a Glass Moon nie als Single veröffentlicht wurde, zählt es zu den beliebtesten Liedern der Band. Ferner ist es einer der härteren Songs des Albums im Tempo Viertel = 144 (Moderately fast), der u. a. für sein charakteristisches Intro, seine hohen Gesangspartien (bis zum e2) sowie eines von Petruccis berühmtesten Gitarrensolos bekannt ist. Die genaue Bedeutung des Textes ist unbekannt, was nicht zuletzt auf die starke Verwendung von Metaphern zurückzuführen ist. Es wird angenommen, dass das Lied spiritueller Natur ist, vielleicht sogar spezifisch religiös. Bei Konzerten wird Under a Glass Moon zumeist in der Album-Version gespielt. Nachfolgend eine formale Analyse:

Wait for Sleep

Wie bereits When Dream and Day Unite (sowie zahlreiche spätere Alben von Dream Theater) enthält auch Images and Words kein eigentliches Titellied. Der Albumtitel findet sich, ähnlich wie bei Only a Matter of Time, in der ersten Strophe (She shuts the doors and lights and lays her body on the bed / Where images and words are running deep) des vorletzten Songs Wait for Sleep wieder. Das mit einer Spieldauer von 2 Minuten und 31 Sekunden bis dato kürzeste Lied im bisherigen Katalog von Dream Theater besteht lediglich aus Gesang und Keyboards und geht direkt in den letzten Song Learning to Live über. Nicht selten wird dieses Charakterstück daher auch als dessen Introduktion betrachtet, auch wenn dies – vergleichbar mit den Liedern Far From Heaven und Breaking All Illusions auf dem späteren Album A Dramatic Turn Of Events (2011), die in einem ähnlichen musikalischen Verhältnis zueinander stehen – in der Konzertpraxis der Band keinerlei Relevanz hat. Obwohl Wait for Sleep bei Live-Auftritten der Gruppe eher selten gespielt wird, wurden gelegentlich Full-Band-Arrangements (z. B. auf Images And Words: Live In Tokyo) sowie Versionen mit Streichquartett-Begleitung (z. B. auf Live at Luna Park) verwendet. Nachfolgend eine formale Analyse:

Die musikalische Miniatur Wait for Sleep steht in der Tonart e-Moll und ist durchgehend im flüssigen Tempo Achtel = 166 gehalten. Charakteristisch sind u. a. die von Taktwechseln sowie einem unregelmäßigen Binär-Ternär-Puls geprägten Piano-Partien von Kevin Moore: So z. B. in der insgesamt 16-taktigen Intro, die ihrerseits aus zwei Abschnitten zu je vier Takten besteht, welche sich jeweils in 3× 5/8 4/8 sowie in 3× 6/8 4/8 gliedern – also 16 in 8 (4 4) 8 (4 4) Takte.

Wait for Sleep ist neben der schwermütigen Ballade Space Dye Vest vom Album Awake (1994) das einzige, vollumfänglich von Kevin Moore komponierte Stück und handelt – wie dieser in einem Interview im koreanischen Radio erwähnt – von einer Freundin, die eine „geistige Leere“ hatte und Schwierigkeiten damit, diese wieder mit neuem Sinn zu füllen bzw. neue Lebensfreude zu finden. Dabei spielen u. a. auch Ängste vor dem Glauben sowie die Trauer um den Tod eines geliebten Menschen eine zentrale Rolle.

Learning to Live

Beim Schlusslied Learning to Live handelt es sich um das längste Stück des Albums und zugleich um den ersten über 10-minütigen Song der Band. Weiter ist das Lied auch für James LaBries bis dahin höchsten gesungenen Ton (fis² bei 7:05) bekannt. Musikalisch ist Learning to Live v. a. durch seine komplexe formale Struktur, die variablen und oft polyrhythmisch gestalteten Metren sowie zahlreiche Tempo- und Charakterwechsel gekennzeichnet. Zudem wird im Rahmen des Instrumental Breaks gleich zwei Mal das eingängige Piano-Thema von Wait for Sleep rekapituliert, was die beiden direkt aufeinanderfolgenden Stücke ebenso inhaltlich miteinander verbindet. Der Text wurde zum ersten Mal überhaupt von John Myung geschrieben und soll von einem Mann handeln, der mit AIDS zu kämpfen hat – eine Thematik, die im Jahr 1992 weit verbreitet war.

Die erste Textzeile There was no time for pain / No energy for anger sowie With confidence and self-control stammen dabei aus dem Roman Atlas Shrugged (Atlas wirft die Welt ab) der Schriftstellerin Ayn Rand von 1957, wo es heißt: “He had no time for pain, no energy for anger. Within a few weeks, it was over; the blinding stabs of hatred ceased and did not return. He was back in confident self-control on the evening when he telephoned Eddie Willers.”

Nachfolgend eine formale Analyse:

Alternative Live-Versionen

  • Pull Me Under: Live at the Marquee, Live in Tokyo, Once in a LIVEtime, Live at Budokan, Live at Luna Park
  • Another Day: Live at the Marquee (ohne Saxophon / jedoch nur auf der japanischen Pressung des Albums), Live Scenes from New York
  • Take the Time: Live in Tokyo, Once in a LIVEtime (inkl. Zitaten von Stücken anderer Bands), Chaos in Motion (1. Strophe wird von Mike Portnoy gesungen / mit erweiterter Solosektion und Outro)
  • Surrounded: Live at the Marquee, Live in Tokyo, Chaos in Motion (mit erweiterter Intro sowie ausgebauter Solosektion inkl. Zitaten von Stücken anderer Bands), Live At Luna Park
  • Metropolis: Live at the Marquee, Once in a LIVEtime (stark gekürzt), Live Scenes from New York, When Dream and Day Reunite (gemeinsam mit Charlie Dominici als Sänger und Derek Sherinian an den Keyboards / mit erweiterter Jamsektion und Solo-Battle nach dem Instrumental Break), Score (mit Orchester), Live at Luna Park (mit erweiterter Jamsektion vor dem letzten Chorus), Budokan 2017 (mit komplett unisono gedoppelter Mittelsektion)
  • Under a Glass Moon: Live in Tokyo, Score
  • Wait for Sleep: Live in Tokyo (Full-Band-Version), Live at Luna Park (mit Streichquartett)
  • Learning to Live: Once in a LIVEtime (stark gekürzt), Live Scenes from New York, Chaos in Motion (stark gekürzt, als Nr. 2 des Schmedley Wilcox)
  • To Live Forever: Live in Tokyo, 5 Years in a LIVEtime, When Dream and Day Reunite (gemeinsam mit Charlie Dominici als Sänger)

Weitere Live-Versionen einzelner Stücke finden sich u. a. auf diversen Official Bootlegs (“Live Series”) als Audio bzw. Video.

Rezeption

Images and Words war lange Zeit (bis zur Veröffentlichung von Distance Over Time im Jahr 2019) das erfolgreichste Album von Dream Theater und erlangte u. a. Goldstatus in den USA (zertifiziert durch die RIAA am 2. Februar 1995) und den Niederlanden sowie Platinstatus in Japan. Innerhalb der Fangemeinde gilt es neben Metropolis Pt. 2: Scenes from a Memory als das beliebteste Album der Band. Images and Words fand jederzeit breite Anerkennung und wurde Musikkritikern und Fans gleichermaßen positiv aufgenommen. Bei seiner Veröffentlichung im Jahr 1992 erzielte das Album allerdings eher mäßigen Erfolg und landete z. B. in den USA lediglich auf Platz 61 (Billboard 200 Charts), in Japan auf Position 30 und in Deutschland auf Position 94.

Dabei wurde Images and Words vom Magazin Rock Hard immerhin zum Album des Monats gewählt. In seiner Rezension vergab Matthias Breusch sogar die volle Punktzahl 10 und bezeichnete Images and Words als „Meisterwerk“ und die Band als „Supergruppe“. Ferner lobte er die Vielfältigkeit der Musik und die „traumhaft ausgefeilt und inspiriert gespielten Instrumente“.

Und auch Boris Kaiser lobte:

Als die Redaktion des selbigen Magazins im Jahr 2007 ihre Bestenliste aus 500 Rock- und Metalalben zusammenstellte, erschien Images and Words auf Platz 76.

Phil Carter von AllMusic bezeichnete das Album damals als “an excellent mix of progressive metal stylings with heartfelt vocals and thought-provoking lyrics” und lobte, dass „John Petrucci, John Myung und Mike Portnoy, die allesamt in Berklee ausgebildet worden waren, beeindruckende Fähigkeiten auf ihren jeweiligen Instrumenten demonstrieren, Kevin Moores Keyboards sich stark durch die kompliziert gestalteten Lieder spinnen und der opernhaft trainierte LaBrie mit seiner Tenorstimme einen imponierenden Tonumfang zeigen“ würden.

Das Magazin Metal Storm nennt Images and Words „ein Meisterwerk und auch ein historisches Album“, weil es „etwas total Neues in die Szene gebracht hat, diesen berühmten Progressive-Metal-Sound, der das Markenzeichen von Dream Theater werden sollte“.

Nachfolgend eine Auflistung weiterer Auszeichnungen:

  • #7 der “Top 10 Guitar Albums of 1992” bei Guitar World (Oktober 2011)
  • Gewinn des “Metal Madness Award” bei Loudwire für das beste Metalalbum aller Zeiten (April 2013)
  • #1 der “Top 50 Prog Albums of 1990-2015” bei Prog Report (Juli 2015). In diese begehrte Liste schafften es ebenso die Dream Theater-Alben Metropolis Pt. 2: Scenes from a Memory (#3), Six Degrees of Inner Turbulence (#14), Awake (#18) und Train of Thought (#38). Über Images and Word war zu lesen: “Dream Theater were the first band to master and find success in the new era of Progressive music. […] this was the album that started it all and much of the reason many of us are still into Progressive Rock and Metal.”
  • #95 der “100 Greatest Metal Albums of All Time” bei Rolling Stone (Juni 2017)

Im Hinblick auf die Images, Words & Beyond Tour, wo das Album nochmals komplett live gespielt wurde, äußert sich John Myung im Jahr 2017 wie folgt:

In einem Interview mit Songfacts im Jahr 2019, bezeichnete LaBrie Images and Words als das Dream Theater-Album, auf welches er am meisten stolz ist, weil es „das etabliert habe, was Dream Theater wirklich ist. Er denke, es sei ein phänomenales Album von Anfang bis Ende“. Und weiter erwägt er:

Stellenwert im Gesamtwerk

Über die Bedeutung von Images and Words berichtet John Petrucci anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Albums im Jahr 2017:

Und weiter erzählt er, dass damals Anfang der 90er-Jahre alles neu sowie ungewiss gewesen sei und die Leute gerade ihren ersten Eindruck davon erhalten hätten, was Dream Theater überhaupt sei. Nun jedoch sei es Geschichte und die Lieder, die vor 25 Jahren zum ersten Mal gespielt worden waren, hätten für Leute von damals eine Bedeutung, seien quasi Teil ihrer Erinnerung usw., wodurch die Liebe und Resonanz des Publikums inzwischen sogar noch stärker geworden sei, weil die Bedeutung dessen, was all diese Songs für verschiedene Menschen darstellen, weitaus tiefer gehe. Und gleichzeitig sehe man neue Leute, die Dream Theater möglicherweise später entdeckt hätten und nun erstmals die Gelegenheit erhielten, die Band und deren Performance der Lieder dieses Album live zu sehen bzw. zu hören und dabei ein ähnliches Gefühl zu erhalten.

Literatur

  • Dream Theater: Full Score Anthology. Alfred Publishing, 2007, ISBN 978-0-7579-8138-8.
  • Dream Theater: Keyboard Anthology. Alfred Publishing, Miami 2004, ISBN 0-7579-2008-X.
  • John Petrucci: Dream Theater – Images and Words (Authentic Guitar-Tab). Alfred Publishing, Miami 2000, ISBN 0-89724-030-8. 
  • Rich Wilson: Lifting Shadows – The Authorized Biography of Dream Theater. Essential Works Limited, 2013, ISBN 978-1-906615-58-1.

Weblinks

  • Dream Theater: Official Website, dreamtheater.net
  • Mike Portnoy: The Official Website, mikeportnoy.com

Einzelnachweise


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