Die Liste der Stolpersteine in der Ukraine listet die Stolpersteine auf, die in der Ukraine verlegt wurden. Stolpersteine erinnern an das Schicksal der Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine wurden vom Kölner Künstler Gunter Demnig konzipiert und werden im Regelfall von ihm selbst verlegt.
Die ersten vier Stolpersteine in der Ukraine wurden 2009 in der Stadt Perejaslaw-Chmelnyzkyj (seit Oktober 2019 Perejaslaw) verlegt, wo mittlerweile neun Stolpersteine an die Opfer des NS-Regimes erinnern. Weitere fünf Verlegungen erfolgten am 26. Juli 2018 in Riwne. Als dritte ukrainische Stadt hat sich Czernowitz dem Stolperstein-Projekt angeschlossen. Dazu übergab Gunter Demnig der Stadt im Juli 2018 eine Stolperschwelle.
Czernowitz
Jüdische Bevölkerung in Czernowitz
Erstmals wurden 1408 Juden in Czernowitz erwähnt. Im 16. und 17. Jahrhundert stieg die Anzahl an Menschen jüdischen Glaubens in der Stadt an, sie waren meist als Händler tätig. Die jüdische Gemeinschaft hatte einen Rabbiner und einen eigenen gewählten Richter, ihre eigene Rechtsordnung und eine begrenzte Autonomie. Nach 1774 wurden erste repressive Maßnahmen gegenüber der jüdischen Bevölkerung umgesetzt, um so ihre Anzahl zu beschränken. Es wurden unter anderem Ehen verboten und die Verbannung befürwortet, doch die jüdische Gemeinschaft wuchs weiterhin. Ab 1775 war Czernowitz Teil der Habsburgermonarchie. Das Toleranzpatent von 1789 brachte mehr Freiheiten, z. B. das Recht der freien Berufswahl und das Recht, Ackerland zu pachten; die ersten öffentlichen deutsch-jüdischen Schulen in Czernowitz wurden eröffnet. Im Jahre 1808 wurde das Deutsche Gymnasium gegründet und ab 1855 gab es eine zweisprachige Schule, in der hebräisch und deutsch angeboten wurde. Deutsche Kultur und Sprache wurden als fortschrittlich und notwendiges Mittel der Akzeptanz angesehen.
1849 wurde Czernowitz Hauptstadt der Bukowina. Der Anteil der jüdischen Bevölkerung stieg weiterhin an; vor allem aus Galizien, der rumänischen Moldau und Bessarabien erfolgte die Zuwanderung. So lag der Anteil der jüdischen Bevölkerung 1850 bei knapp 23 % (4678 Menschen von insgesamt 20.467), 1880 waren bereits fast 32 % der in Czernowitz lebenden Menschen jüdischen Glaubens.
Die Filialen der Wiener Banken wurden zumeist von jüdischen Direktoren geleitet, die Handels- und Gewerbekammer, gegründet 1850, von jüdischen Familien geführt. Juden waren tätig als Verwaltungsbeamte, arbeiteten in den staatlichen Schulen, eröffneten mehrere Gewerbeschulen, gründeten eine Früchte- und Warenbörse; Ärzte, Apotheker und Rechtsanwälte waren meist jüdisch, genauso wie Drucker und Handwerker. Nach 1900 waren 90 % der Unternehmer in der Stadt Juden und nach 1910 lebten hier 28.610 Menschen jüdischen Glaubens. Damit war Czernowitz an dritter Stelle (nach Wien und Lemberg) eine der größten jüdischen Gemeinden in der Habsburger Monarchie.
1918 fiel Czernowitz an Rumänien. Die Stadt wurde „rumänisiert“, der Antisemitismus wurde stärker. Juden verloren ihre staatlichen Posten mit der Begründung, dass ihr Rumänisch nicht ausreichend wäre. Deutsch als Sprache der Lehre an der Universität wurde verboten, jüdischen Dozenten wurde gekündigt. Trotzdem lag der Bevölkerungsanteil der jüdischen Bevölkerung 1930 noch bei 37 Prozent (42.592 Juden wurden bei der Volkszählung gezählt).
Als Folge des Hitler-Stalin-Paktes wurde die Stadt 1940 von der Sowjetunion besetzt. Etwa 30.000 Volksdeutsche wurden evakuiert. 5000 Menschen wurden nach Sibirien deportiert, darunter 3000 bis 3500 Juden der bürgerlichen Elite. Am 5. Juli 1941 besetzten deutsche und rumänische Streitkräfte die Stadt. Unmittelbar darauf erreichte das SS-Einsatzkommando 10b Czernowitz. Am 7. Juli 1941 begann die Vernichtung der Juden; der Oberrabbiner Abraham Jakob Mark wurde verhaftet, die Synagoge in Brand gesteckt, Mark und weitere Gefangene wurden erschossen. 600 Juden wurden bis August 1941 ermordet, meist wurden sie am Ufer des Pruths erschossen.
Am 11. Oktober 1941 erfolgte die Einrichtung eines Ghettos, welches sich im ehemaligen jüdischen Viertel der Stadt befand. Etwa 50.000 Menschen mussten in das Ghetto, das Platz für 15.000 bot. Die Deportationen begannen einen Tag später. 28.391 Menschen wurden bis Mitte November 1941 in andere Lager in Transnistrien deportiert. Im Juli 1942 wurden weitere 4500 Menschen und im Oktober 1942 noch einmal 5000 Menschen deportiert.
Der Bürgermeister der Stadt, Traian Popovici, überzeugte den rumänischen Diktator Ion Antonescu davon, dass die Juden für die wirtschaftliche Stabilität für die Stadt von entscheidender Bedeutung wären. 19.689 Juden konnten als „wirtschaftlich notwendige Juden“ mit Sonderausweisen vor der Deportation gerettet werden. Popovici wurde dafür 1969 als Gerechter unter den Völkern geehrt.
1944 wurde Czernowitz von der Sowjetarmee besetzt, zu dem Zeitpunkt lebten etwa noch 30 Prozent der ursprünglichen jüdischen Bevölkerung.
Eine Zählung im Jahr 2005 ergab, dass nur noch etwa 3000 Juden in Czernowitz leben.
Stolperschwelle
Das Museum für jüdische Geschichte und Kultur der Bukowina in Czernowitz sowie der Stadtrat planten 2017 die Verlegung einer Stolperschwelle. Verlegungsort sollte der Platz des ehemaligen Stadions des jüdischen Sportvereines Makkabi sein. Das Stadion befand sich unweit des Bahnhofs Grădina Publică (heute heißt dieser Bahnhof Tscherniwzi Piwdenna). Ab 1942 war das Stadion eine Sammelstelle, von hier wurden Juden in andere Lager, vor allem nach Transnistrien, deportiert. Die Verlegung erfolgte bisher nicht, Gunter Demnig übergab im Juli 2018 die Stolperschwelle an den Bürgermeister Oleksij Kaspruk. Sie trägt folgende Inschrift:
З ЦЬОГО МІСЦЯ (СТАДІОН ЄВРЕЙСЬКОГО СПОРТИВНОГО ТОВАРИСТВА «МАККАБІ»)
ВПРОДОВЖ ЧЕРВНЯ 1942 Р. ДО ТРАНСНICTPIЇ БУЛИ ДЕПOPTOВAHI TИCЯЧI
ЄBPEЙCЬKИХ ЖИTEЛIB ЧEPHIBЦIB
Übersetzung:
VON DIESEM ORT (DEM STADION DES JÜDISCHEN SPORTVEREINS «MAKKABI»)
WURDEN IM JUNI 1942 NACH TRANSNISTRIEN DEPORTIERT TAUSENDE
JÜDISCHE BÜRGER CZERNOWITZ'
Kiew
Babyn Jar
Babyn Jar (ukrainisch Бабин Яр; russisch Бабий Яр Babi Jar, deutsch ‚Weiberschlucht‘) war der Ort, an dem Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD am 29. und 30. September 1941 innerhalb von 48 Stunden mehr als 33.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder ermordeten. Es handelte sich um das größte einzelne Massaker an Juden im Zweiten Weltkrieg, für das die Wehrmacht verantwortlich war. Verantwortlicher Oberbefehlshaber war Generalfeldmarschall Walter von Reichenau. Babyn Jar ist eine 2,5 Kilometer lange und bis zu 30 Meter tiefe Schlucht, ein Nebental des einstigen Dneprzuflusses Potschajna. Das Tal lag damals noch außerhalb Kiews, zählt aber heute zum Stadtgebiet. In Kiew lebten bei Kriegsbeginn noch 220.000 Menschen jüdischer Abstammung, die meisten von ihnen konnten sich noch vor dem Einmarsch der Wehrmacht in Sicherheit bringen. Etwa 50.000 waren zurückgeblieben, überwiegend ältere Männer, Frauen und Kinder.
Stolpersteine
Die ersten Verlegungen in Kiew betrafen laut Organisatoren zehn Stolpersteine an zehn Anschriften. Davon konnten am 20. Februar 2022 sieben verifiziert und dokumentiert werden. Diese Stolpersteine zählen zum Projekt Один камінь, одне життя | 80 каменів спотикання для Києва [Ein Stein, ein Leben | 80 Stolpersteine für Kiew] anlässlich der 80. Wiederkehr der Massaker von Babyn Jar Ende September 1941.
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Perejaslaw
Jüdische Bevölkerung in Perejaslaw
In Perejaslaw wurden Juden erstmals im späten 16. Jahrhundert erwähnt. Der erste Pogrom fand 1648 statt, die jüdische Gemeinde wurde dabei fast vollständig zerstört. Im Jahr 1801 lebten 66 Menschen jüdischen Glaubens wieder in der Stadt, bereits 1847 waren es 1519. Im Jahr 1859 gab es fünf Synagogen für 3363 Menschen jüdischen Glaubens. Ende des 19. Jahrhunderts lebten 5754 Menschen jüdischen Glaubens in Perejaslaw, dies entsprach ungefähr einem Drittel der Bevölkerung. Um die Jahrhundertwende finanzierte die Regierung eine Schule, in der Russisch die Unterrichtssprache war. Zwischen 1881 und 1905 fanden in der Stadt mehrere Pogrome statt, bei denen jüdisches Eigentum geplündert oder zerstört wurde. Im frühen 20. Jahrhundert bildete sich eine zionistische Organisation zur Unterstützung der armen Bevölkerung.
Im Jahr 1910 waren acht Synagogen und ein jüdischer Friedhof gebaut worden. Ab 1912 gab es eine jüdische Spar- und Darlehensgesellschaft für kleine Händler, 1913 ein jüdisches Armenhaus und eine Nachtschlafstelle in der Synagoge, im Jahr darauf 126 jüdische Stände. Das einzige Teehaus der Stadt war jüdisch, des Weiteren gehörten zur jüdischen Gemeinde zwei Apotheken, eine Bäckerei, zwei Süßwarengeschäfte, zwei Fotowerkstätten, 29 Schmuckstände, ein Juwelier und eine Lieferfirma. Bis zum Russischen Bürgerkrieg zählte man 17 Synagogen in Perejaslaw. Während des Bürgerkrieges fanden hier drei weitere Pogrome statt, bei denen zumindest 19 Menschen im Jahr 1919 ermordet wurden. Die jüdische Gemeinde versuchte sich mit einer Selbstverteidigungseinheit zu schützen.
1926 wurde die Hauptsynagoge geschlossen, die kleinere Synagoge, die sich in der Nähe der Hauptsynagoge befand, wurde 1937/1938 geschlossen. Die Scholem-Alejchem-Schule mit mehr als 200 Schülern wurde 1926 eröffnet, sie musste 1938 schließen.
1937 wurde eine weitere Schule in der Himnasijna wulyzja eröffnet, sie war ebenfalls nach Scholem Alejchem benannt. Von 1944 bis 1945 befand sich dort die Schule Nr. 1.
Ab 1938 war es Menschen jüdischen Glaubens verboten, religiöse Feiertage in den Synagogen zu feiern. Sie wichen deshalb auf Privathäuser aus. Laut dem Dokumentations- und Forschungszentrum von Yad Vashem lebten 1939 in Perejaslaw 937 Juden und machten 11,3 Prozent der Gesamtbevölkerung der Stadt aus.
Am 17. September 1941 besetzten Truppen der Wehrmacht Perejaslaw. Die Evakuierung von Menschen zu ihrer Rettung war schwierig. Der nächste Hafen war zwei Kilometer entfernt, der Bahnhof 28 Kilometer. 200 Juden wurden einberufen und kämpften in der Roten Armee. Am 4. Oktober 1941 wurden alle Juden der Stadt aufgefordert sich mit ihrem Besitz am Hof einer Fabrik einzufinden. 600 Menschen begaben sich zum Sammelort. Dort wurden sie gezwungen zu singen und zu tanzen und einander zu schlagen. Sie wurden schließlich aus der Stadt herausgefahren und in der Nähe des Friedhofes erschossen. Zuerst wurden die Frauen und Männer erschossen, Kinder wurden lebend in die vorbereitete Grube geworfen und lebendig begraben. 200 weitere Menschen jüdischen Glaubens wurden eingefangen und ebenfalls beim Friedhof ermordet. Verantwortlich für dieses Massaker war die Einsatzgruppe C der Sicherheitspolizei und des SD.
Am 19. Mai 1943 wurden acht überlebende Juden (sieben Frauen und ein Mann) hingerichtet. Nur 10 Prozent der jüdischen Bevölkerung von Perejaslaw überlebte den Holocaust. Die Rote Armee befreite Perejaslaw am 22. September 1943. Zu Ehren des Anführers des Kosakenaufstandes von 1848/1849 Bohdan Chmelnyzkyj wurde die Stadt gleich nach der Befreiung in Perejaslaw umbenannt.
2001 ergab eine Volkszählung, dass hier nur noch 17 Menschen jüdischen Glaubens lebten.
Zwangsarbeit
Während der deutschen Besetzung ließ Reichskommissar Erich Koch zwischen Ende 1941 und Anfang 1944 2,4 Millionen Menschen aus der Ukraine als Zwangsarbeiter für die Industrie oder die Landwirtschaft in das Deutsche Reich deportieren. Von der Verpflichtung, Arbeiten für die Besatzer zu verrichten, waren Männer bis zum Alter von 65 Jahren und Frauen zwischen 15 und 45 Jahren in allen besetzten Ostgebieten betroffen. Jede Stadt, jede Gemeinde musste eine bestimmte Norm erfüllen. Im Sommer 1942 wurde zusätzlich für alle Jugendlichen aus der Ukraine zwischen 18 und 20 Jahren – Frauen und Männer – ein zweijähriger Pflichtdienst im Reich eingeführt. In Perejaslaw begann die erste Rekrutierung von Jugendlichen im Mai 1942. In der Schule Nr. 1 wurde das Rekrutierungsbüro eingerichtet. Wer nach Deutschland geschickt werden sollte, dem wurde eine Bekanntmachung mit folgendem Text ausgehändigt:
Nachdem die Zahl der Freiwilligen nicht ausreichend war, wurde gewaltsam vorgegangen. Die Abtransporte von Zwangsarbeitern aus Perejaslaw in Güterwaggons fanden im Frühjahr 1942 und im Frühjahr 1943 statt. Um dem zu entgehen, versteckten sich Jugendliche, es kam auch zu Selbstverstümmelungen. In Razzien wurden sie zusammengetrieben. Die Transportbedingungen waren unmenschlich. Die Züge waren drei bis vier Wochen unterwegs, nicht alle Insassen überlebten den Transport. Wer versuchte zu fliehen, wurde erschossen. Wer von der Zwangsarbeit fortlief, kam ins Konzentrationslager. Aus Perejaslaw wurden 600 Menschen zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt, 306 kehrten zurück, davon hatten 23 ein Konzentrationslager überlebt.
Stolpersteine
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Riwne
Jüdische Bevölkerung in Riwne
In den 1930er Jahren lebten ca. 60.000 Menschen in Riwne, davon waren ungefähr 24.000 Menschen jüdischen Glaubens. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der Bewohner durch eintreffende Flüchtlinge, darunter auch viele Juden, stark an. Im Juni 1941 lebten über 30.000 Juden in Riwne. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion gelang 3000 Juden die Flucht aus der Stadt.
Im Juni 1941 eroberten deutsche Truppen Riwne, die Stadt wurde vom 28. Juni 1941 bis zum 2. Februar 1942 zur provisorischen Hauptstadt des Reichskommissariats Ukraine. Reichskommissar war Erich Koch, Gebietskommissar Werner Hans Beer. Es wurden sehr rasch antijüdische Gesetze erlassen, eine weiße Armbinde mit einem gelben Stern mussten alle Juden, die älter als 11 Jahre waren, bereits acht Tage nach dem Einmarsch der deutschen Truppen tragen. Ab Ende August 1941 durften Juden nicht mehr den Gehsteig benutzen, sie mussten in der Mitte der Straße gehen. Im Juli und August 1941 wurden 3000 bis 4000 Juden während verschiedener Pogrome in der Stadt getötet. An die Bevölkerung in der Stadt erging folgende Meldung: „Sollte jemand einem Juden Asyl gewähren oder ihn über Nacht bleiben lassen, werden er und die Mitglieder seines Haushaltes sofort von einem Erschießungskommando erschossen.“ Gleichzeitig wurden hohen Belohnungen ausgesetzt für das Melden versteckter Juden. Am 6. November 1941 wurde bekannt gegeben, dass sich alle Juden ohne Arbeitskarte am 7. November 1941 um 6 Uhr morgens auf dem Grabnik-Platz einzufinden hätten, unabhängig von Geschlecht und Alter, um umgesiedelt zu werden. Jedem Juden war es erlaubt 10 kg Gepäck, inklusive Lebensmitteln für drei Tage, mitzubringen. 17.000 bis 17.500 Menschen fanden sich am Platz ein. Der Platz wurde von deutschen und ukrainischen Polizisten, bewaffnet mit Maschinengewehren, umstellt. Die Menschen mussten ihre mitgebrachten Habseligkeiten zurücklassen. Sie wurden in den Wald von Sosenki getrieben, mussten sich vollständig entkleiden und wurden erschossen. Die Aktion dauerte dort vom 7. November bis 9. November 1941. Die Gruben für die Leichen wurden zuvor von sowjetischen Kriegsgefangenen ausgehoben. Parallel wurden in der Nähe, ebenfalls im Wald von Sosenki, über 6000 jüdische Kinder ermordet. Den Kindern wurde das Genick gebrochen oder sie wurden lebendig unter den Körpern anderer Kinder begraben. Auch für diese Massentötung wurden Gruben schon einige Tage vorher vorbereitet. Russische Kriegsgefangene mussten die Leichen begraben, diese Kriegsgefangenen wurden ebenfalls getötet um keine Zeugen für das Massaker zu haben. Organisiert hatte die Massenerschießung Otto von Oelhafen, der oberste Befehlshaber der Ordnungspolizei im Reichskommissariat. Die Umsetzung erfolgte durch das Einsatzkommando 5 (Führung: SS-Sturmbannführer Hermann Ling), einer Teileinheit der Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD, der ukrainischen Hilfspolizei und der örtlichen Militärverwaltung, koordiniert von Werner Hans Beer. Einigen wenigen Menschen gelang die Flucht vom Ort des Massakers, so haben sich Zeugenaussagen erhalten.
Weitere 4000 bis 5000 Menschen wurden in ein Ghetto in der Stadt zwangsumgesiedelt. Juden, die außerhalb des Ghettos angetroffen wurden, wurden auf der Stelle erschossen oder auf Lastwagen verladen, zu vorbereiteten Gruben gefahren und dort erschossen. In der Nacht des 13. Juli 1942 wurde das Ghetto aufgelöst. Deutsche Polizisten und ukrainische Helfer brachten die noch lebenden Juden zum Bahnhof. Sie wurden mit Güterwaggons zwei Tage ohne Nahrung und Wasser bis zu einem Wald in der Nähe der Stadt Kostopil transportiert und dort wurden die 5000 Menschen, die noch am Leben waren, in einem Steinbruch von der Hilfspolizei und der Ostlandkompanie erschossen. Ende Juli 1942 erklärte Erich Koch die Stadt für „judenrein“.
Stolpersteine
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Verlegedaten
Mit dem Projekt zur Verlegung von Stolpersteinen in der Ukraine wurde 2009 in Perejaslaw-Chmelnyzkyj begonnen. Die Stadt schloss sich mit Unterstützung der Internationalen Stiftung für gegenseitige Verständigung und Toleranz, dem ukrainischen Nationalen Fonds „Gegenseitiges Verständnis und Versöhnung“ und in Zusammenarbeit mit der Geschichtswerkstatt von Merseburg dem Vorhaben von Gunter Demnig an. In die vorbereitenden Recherchen sowie Organisation von Gedenkveranstaltungen werden Schulen und Studenten einbezogen.
Am 3. Juli 2009 wurden vier Stolpersteine für Jefrossynija Passazka, Tetjana Trochymenko, Marija Jakiwez und Ester Dikinschtejn verlegt. Am 23. November 2011 erfolgte die Verlegung der beiden Stolpersteine für Jakiw Fedorowytsch Biloschyzkyj und Hryhorij Bjeljajew. Schließlich folgten drei weitere Steine am 20. Juli 2017.
Die Verlegung der fünf Stolpersteine in Riwne erfolgte durch den Künstler Gunter Demnig am 26. Juli 2018. Regionaler Partner ist die Vereinigung „Mnemonika“.
Siehe auch
- Liste der Orte mit Stolpersteinen
Weblinks
- Video zur Verlegung von Stolpersteinen in Riwne am 26. Juli 2018, Youtube-Video, hochgeladen am 27. Juli 2018
- Stolpersteine.eu, Demnigs Website