Die Endrunde der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2015 (englisch FIFA Women’s World Cup 2015) war die siebte Ausspielung des bedeutendsten Turniers für Frauenfußball-Nationalmannschaften und wurde vom 6. Juni bis 5. Juli 2015 in Kanada ausgetragen. Es traten 24 Nationalmannschaften zunächst in der Gruppenphase in sechs Gruppen und danach im K.-o.-System gegeneinander an. Weltmeister wurde zum dritten Mal das Team der USA, welches im Finale den Titelverteidiger Japan mit 5:2 besiegte.
Vergabe
Insgesamt sechs Länder hatten ihr Interesse an der Ausrichtung der Weltmeisterschaft 2015 bekundet. Bereits im Frühjahr 2008 hatte Chile erklärt, sich für die Weltmeisterschaft 2015 bewerben zu wollen. Weitere Interessenten waren Neuseeland, Schottland und die Türkei. Diese vier Länder verwarfen jedoch ihre Planungen. Als einzige Bewerber blieben Kanada und Simbabwe.
Kanada, das zuvor schon Ausrichter der U-19-Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2002 und der U-20-Fußball-Weltmeisterschaft der Herren 2007 war, hatte sich bereits um die Weltmeisterschaft 2011 beworben, unterlag bei der Abstimmung aber knapp gegen Deutschland. Im Falle eines Zuschlags sollten die Spiele in sechs Städten ausgetragen werden. Die kanadische Regierung erklärte sich bereit, sich mit 15 Millionen Kanadischen Dollar an den Kosten des Turniers zu beteiligen.
Simbabwe war noch nie Gastgeber einer Welt- bzw. Afrikameisterschaft im Frauenbereich. Hätte das Land den Zuschlag erhalten, wäre es die erste in Afrika ausgetragene Weltmeisterschaft der Frauen gewesen. Am 1. März 2011 zog Simbabwe aus infrastrukturellen Gründen seine Bewerbung jedoch zurück.
Zwei Tage später erhielt Kanada den Zuschlag. Damit wurde das Land auch automatisch Ausrichter der U-20-Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2014.
Spielorte
Am 4. Mai 2012 gab die FIFA die sechs Austragungsorte der Weltmeisterschaft bekannt. Die Stadt Halifax war zunächst auch als Spielort im Gespräch, verzichtete aber im März 2012 aus Kostengründen auf eine Berücksichtigung als Spielort. Kanadas größte Stadt Toronto verzichtete ebenfalls auf eine Berücksichtigung als Spielort, um Terminüberschneidungen mit den Panamerikanischen Spielen 2015 zu vermeiden. Das Endspiel soll in Vancouver ausgetragen werden. Bis auf das Stadion in Moncton sind alle anderen mit Kunstrasen ausgestattet. Da die FIFA-Regularien kommerzielle Stadionnamen bei offiziellen Veranstaltungen verbieten, werden die beiden Spielstätten in Ottawa (Lansdowne Stadium statt TD Place Stadium) und Winnipeg (Winnipeg Stadium statt Investors Group Field) für den Zeitraum des Turniers umbenannt. Die sechs Austragungsorte liegen in fünf verschiedenen Zeitzonen. Die letzten Spiele jeder Gruppe finden in verschiedenen Stadien statt, und trotz teilweise unterschiedlicher Zeitzonen gleichzeitig, um mögliche Nichtangriffspakte zu vermeiden.
Drei der sechs Stadien (Edmonton, Montreal und Moncton) waren bereits Spielorte bei der U-20-Weltmeisterschaft der Frauen im Jahr zuvor. Dieses Turnier war, ähnlich wie der FIFA-Konföderationen-Pokal bei den Herren, als Generalprobe für das Turnier konzipiert.
Qualifikation
Teilnehmer
Das Teilnehmerfeld der Weltmeisterschaft 2015 wurde von bislang 16 auf 24 Mannschaften aufgestockt. Dabei erhielten alle Konföderationen mit Ausnahme von Ozeanien und Südamerika mindestens einen weiteren sicheren Startplatz. Südamerika konnte zudem in den Playoffs gegen eine mittelamerikanische Mannschaft einen weiteren Startplatz erlangen. Mit der Aufstockung soll die weltweite Entwicklung des Frauenfußballs gefördert werden. Die Zahl der auszutragenden Spiele steigt damit von 32 auf 52, und die Mannschaften auf den ersten vier Plätzen müssen wie bei den Männern, wo dies bereits seit 1974 gilt, sieben Spiele bestreiten. Bereits im Vorfeld der Weltmeisterschaft 2011 war über eine Aufstockung von 16 auf 20 oder 24 nachgedacht worden. Diese Pläne wurden aus sportlichen und organisatorischen Gründen verworfen. Am 11. Juni 2012 hatte das FIFA-Exekutivkomitee über die neue Zuteilung der Startplätze für die sechs Konföderationen entschieden. Auch dank der zusätzlichen Plätze qualifizierten sich acht Mannschaften, die sich zuvor noch nie für eine WM-Endrunde qualifiziert hatten, wogegen sich von den Mannschaften, die schon mindestens zweimal an einer WM-Endrunde teilgenommen hatten, Argentinien, Dänemark, Ghana, Italien und Russland nicht qualifizieren konnten und Nordkorea wegen der Dopingvergehen bei der letzten WM nicht zugelassen wurde.
Modus
Der Modus entsprach dem zuletzt bei der Weltmeisterschaft der Männer 1994 in den USA angewandten Modus. Die 24 qualifizierten Mannschaften wurden auf sechs Gruppen verteilt. Gastgeber Kanada wurde vorab bereits als Gruppenkopf der Gruppe A gesetzt. Die vier Mannschaften jeder Gruppe spielten je einmal gegen jede andere Mannschaft der Gruppe. Die Gruppensieger und -zweiten sowie die vier besten Gruppendritten qualifizierten sich für das Achtelfinale, ab dem es im K.-o.-System weiterging. Die ersten beiden Spiele jeder Gruppe fanden jeweils als Doppelveranstaltung an einem Ort statt, zum dritten Gruppenspiel mussten alle Mannschaften an einen anderen Spielort reisen, wobei Gastgeber Kanada und der Gegner Niederlande von Edmonton nach Montreal die größte Distanz zurücklegen mussten. Die letzten Spiele fanden für jede Gruppe parallel statt, wobei es auch hier in Edmonton, Winnipeg und Ottawa zu Doppelveranstaltungen mit Spielen verschiedener Gruppen kam.
Auslosung
Die Auslosung der Gruppen fand am 6. Dezember 2014 im Canadian Museum of Nature in Ottawa um 12:00 Uhr (Ortszeit) statt. Gastgeber Kanada wurde schon vorab als Gruppenkopf der Gruppe A gesetzt. Sechs Mannschaften wurden von der FIFA gesetzt und bildeten den Lostopf 1. Die Töpfe 2 bis 4 wurden nach regionalen Kriterien zusammengesetzt.
Topf 1 (gesetzte Mannschaften): Kanada (Gruppe A), Brasilien, Deutschland, Frankreich, Japan, USA
Topf 2 (Nord- und Mittelamerika, Afrika, Ozeanien): Costa Rica, Elfenbeinküste, Kamerun, Mexiko, Neuseeland, Nigeria
Topf 3 (Asien, Südamerika): Australien, China, Ecuador, Kolumbien, Südkorea, Thailand
Topf 4 (Europa): England, Niederlande, Norwegen, Schweden, Schweiz, Spanien
Um Begegnungen zwischen Mannschaften desselben Kontinentalverbands einzuschränken, galten folgende Regeln:
- Aus Topf 2 durften Costa Rica und Mexiko nicht zu Kanada und USA gelost werden.
- Aus Topf 3 durften Australien, China, Südkorea und Thailand nicht zu Japan sowie Ecuador und Kolumbien nicht zu Brasilien gelost werden.
Die Auslosung ergab folgende Gruppen:
Gruppenspiele
Gruppe A
*: alle Anstoßzeiten in Ortszeit
Gruppe B
*: alle Anstoßzeiten in Ortszeit
Gruppe C
*: alle Anstoßzeiten in Ortszeit
Gruppe D
*: alle Anstoßzeiten in Ortszeit
Gruppe E
*: alle Anstoßzeiten in Ortszeit
Gruppe F
*: alle Anstoßzeiten in Ortszeit
Rangliste der Gruppendritten
Für die Rangfolge der Gruppendritten galten folgende Kriterien:
- Anzahl Punkte aus allen Gruppenspielen
- Tordifferenz aus allen Gruppenspielen
- Anzahl der in allen Gruppenspielen erzielten Tore
- Losentscheid durch die FIFA-Organisationskommission
Die Zuteilung der vier Gruppendritten, die es ins Achtelfinale schafften, erfolgte nach einer mit allen möglichen Kombinationen vordefinierten Tabelle im Regelwerk der FIFA zu dieser Weltmeisterschaft.
Finalrunde
Spielplan
Achtelfinale
*: alle Anstoßzeiten in Ortszeit
Viertelfinale
*: alle Anstoßzeiten in Ortszeit
Halbfinale
*: alle Anstoßzeiten in Ortszeit
Spiel um Platz 3
*: Anstoßzeit in Ortszeit
Finale
*: Anstoßzeit in Ortszeit
Beste Torschützinnen
Die Spielerin mit den meisten erzielten Treffern in der Endrunde wurde mit dem Goldenen Schuh ausgezeichnet. Bei Gleichstand entschied die Anzahl der gegebenen Torvorlagen. Waren auch diese gleich, gewann die Spielerin mit der geringeren Anzahl an Spielminuten.
Beste Torschützinnen des Gesamtwettbewerbs waren mit je 16 Toren: Shakira Duncan (Jamaika, alle in der Qualifikation, davon 14 in der Vorqualifikation), Vivianne Miedema (Niederlande, alle in der Qualifikation) und Anja Mittag (davon 11 in der Qualifikation).
Auszeichnungen
Die US-Amerikanerin Carli Lloyd wurde mit dem Goldenen Ball als beste Spielerin des Turniers ausgezeichnet. Den Silbernen Ball als zweitbeste Spielerin erhielt die Französin Amandine Henry, der Bronzene Ball ging an die Japanerin Aya Miyama.
Den Goldenen Schuh für die beste Torschützin erhielt die Deutsche Célia Šašić, den Bronzenen Schuh ihre Mannschaftskameradin Anja Mittag. Den Silbernen Schuh bekam Carli Lloyd, den Goldenen Handschuh für die beste Torhüterin ihre Teamkollegin Hope Solo. „Beste Junge Spielerin“ (geboren nach dem 31. Dezember 1994) wurde die Kanadierin Kadeisha Buchanan.
Gewinner des Fairplay-Preises war Frankreich.
All-Star-Team
Insgesamt 23 Spielerinnen wurden in das All-Star-Team gewählt.
Schiedsrichterinnen
Am 30. März 2015 nominierte die FIFA 22 Schiedsrichterinnen plus jeweils zwei Schiedsrichterassistentinnen. Sieben weitere unterstützende Schiedsrichtergespanne ergeben die Gesamtzahl von 73 Unparteiischen, die die Spiele leiten.
Bibiana Steinhaus aus Deutschland (Schiedsrichterin des WM-Finales 2011) und Esther Staubli aus der Schweiz (Schiedsrichterin des Finales der UEFA Women’s Champions League 2014/15) sind die einzigen Unparteiischen aus dem deutschsprachigen Raum.
Älteste Schiedsrichterin ist die Japanerin Sachiko Yamagishi (41 Jahre) und jüngste Melissa Borjas aus Honduras (28 Jahre). Quetzalli Alvarado Godínez, Carol Chenard, Thérèse Neguel und Bibiana Steinhaus waren bereits 2011 als Schiedsrichterinnen dabei.
Wie bei vorherigen Welt- und Europameisterschaften sind wechselnde Schiedsrichtergespanne möglich, so wurde bei der EM 2013 beispielsweise Lucie Ratajová unterschiedlichen Schiedsrichterinnen als Assistentin zur Seite gestellt. Vom 20. bis 24. April 2015 wurden die Schiedsrichterinnen und Assistentinnen in Zürich auf die WM vorbereitet.
* Leitete sowohl das Eröffnungsspiel als auch das Finale.
Vermarktung
Slogan und Maskottchen
Am 9. Mai 2014 wurde im Rahmen des Freundschaftsspiels zwischen Kanada und den USA in Winnipeg der Slogan des Turniers To a greater goal (franz.: Vers le grand but; deutsch: Ein großes Ziel vor Augen) vorgestellt.
Am 17. Juni 2014 wurde im Canadian Museum of Nature in Ottawa das Maskottchen des Turniers vorgestellt. Es handelt sich um eine Schneeeule (Bubo scandiacus) mit dem Namen Shuéme.
Spielball
Der offizielle Spielball wird vom technischen Sponsor der FIFA, Adidas, gestellt. Er trägt den Namen conext15.
Proteste der Spielerinnen gegen Kunstrasen
Im Juli 2014 äußerten Nadine Angerer, Abby Wambach und andere in einem Protestbrief an die FIFA und den kanadischen Fußballverband CSA ihre Ablehnung von Spielen auf Kunstrasen bei der WM und forderten aufgrund der großen Verletzungsgefahr ein Umdenken. Da die FIFA trotz sich mehrender Bedenken und Proteste an ihren Plänen festhielt, reichte eine Gruppe von rund 40 Nationalspielerinnen Anfang Oktober 2014 Klage ein. Obwohl sich zwischenzeitlich insgesamt 61 Spielerinnen der Klage angeschlossen hatten, wurde sie im Januar 2015 „im Sinne des Sports“ zurückgezogen, nachdem die FIFA klargestellt hatte, dass es keine Umstellung auf Naturrasen geben werde. Der Kunstrasen im Endspielort Vancouver solle lediglich erneuert werden.
Preisgelder
2015 erhalten die Teilnehmer wie bei den beiden vorherigen Weltmeisterschaften Preisgelder, die gegenüber 2011 um 50 % erhöht wurden. Je nach Platzierung erhalten die teilnehmenden Verbände folgende Preisgelder:
- Weltmeister: 2.000.000 US-Dollar
- Vizeweltmeister: 1.300.000 US-Dollar
- Dritter: 1.000.000 US-Dollar
- Vierter: 800.000 US-Dollar
- Viertelfinalisten: 725.000 US-Dollar
- Achtelfinalisten: 500.000 US-Dollar
- Platz 17 bis 24: 375.000 US-Dollar
Zum Vergleich: Bei der WM der Männer 2014 erhielt Weltmeister Deutschland ein Preisgeld von 35.000.000 US-Dollar.
Siehe auch
- Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2015/Statistik
Weblinks
- FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™ – offizielle Seite der FIFA
- Offizieller Spielplan (PDF; 268 kB)
- Fußball-WM der Frauen 2015 – Alle Artikel und Hintergründe bei Spiegel Online